von Carsten Reimann
So verhinderst du, auf Betrüger hereinzufallen
Seit es möglich ist, ohne großen Aufwand mit Aktien im Internet zu handeln, haben sich auch zwielichtige Gestalten aufgemacht, einen Teil am großen Kuchen des Internet-Brokerings für sich zu reservieren. Das schiere Volumen des Onlinehandels würde ausreichen, damit alle Beteiligten gut davon leben könnten – so viel dürfen und müssen wir hier sagen – aber manchen genügt das nicht. Sie müssen einfach andere Teilnehmer über den Tisch ziehen, weil sie den Hals nicht voll genug bekommen - weshalb Vorsicht geboten ist, um Dich zu schützen.
Unser Bestreben ist es, Dich lieber Leser, und liebe Leserin, mit so viel Wissen auszustatten, dass Du auf solche Machenschaften einfach nicht mehr hereinfällst.
Web-Portale, die nur Informationen anbieten, können mit wenigen Ausnahmen tun und lassen, was sie wollen. Schau nur uns an - wo kämen wir denn hin? Wenn es jedoch um echtes Geld geht, dann müssen alle denkbaren Register für Sicherheit und Vertraulichkeit gezogen werden.
Bild: Geld ist nun einmal gut, vor allem, wenn man es hat
Dieser Anspruch ermöglicht es Dir, schon früh zu erkennen, ob Du dem Anbieter trauen kannst, oder nicht. Wir zeigen Dir einige Beispiele.
Wenn einer eine Aktie kauft, gibt es immer auch jemanden, der sie verkauft - und beide sind überzeugt, dass sie smarter sind, als der andere. Witzig, findet ihr nicht?
Dieses Merkmal ist ganz leicht zu erkennen. Verschlüsselte Webseiten haben dies in der URL angegeben – da steht dann „https“ und nicht nur „http“. Moderne Browser warnen Dich vor unverschlüsselten Webseiten. Selbst ohne diese Warnung kannst Du Dich schützen: Einer URL, die nur mit „http“ beginnt, ist grundsätzlich nicht zu trauen.
Bleiben wir noch kurz bei der URL. Diese besteht üblicherweise aus einer Subdomain (die in den meisten Fällen „www“ lautet), dem Domain-Namen und der Top-Level-Domain (TLD). Die TLD bezeichnet entweder ein Land (z.B. „.de“ für Deutschland) oder einen Zweck (z.B. „.gov“ für Regierungsseiten – engl.: Government). Doch auch etliche sonstige Buchstabenkombinationen sind möglich. Dies machen sich Scammer zu Nutze.
TLDs wie .org oder.net können frei verwendet werden, und sie vermitteln den Anschein eines ernsthaften Anbieters. Doch Vorsicht! Auch die Mafia könnte sich eine dieser TLDs für einen Domain-Namen reservieren – das bedeutet also leider nichts in Bezug auf Vertrauenswürdigkeit.
TLDs wie diejenige von Kolumbien (.co) eignen sich für den Versuch, eine bekannte URL zu kopieren, doch statt .com die kolumbianische TLD zu verwenden, um unaufmerksame Besucher zu verwirren. Kurz: www.honestbroker.com ist gut, www.honestbroker.co ist das möglicherweise nicht. Aber wenn Du unachtsam bist, bemerkst Du das vielleicht erst zu spät.
Anerkannte Unternehmen im Geldverkehr sind bei der BaFin registriert. Auf deren Webseite stellt die BaFin eine Datenbank zur Verfügung, die öffentlich recherchiert werden kann. Findest Du den Anbieter dort nicht, dann ist dies ein Alarmzeichen.
Übrigens geht es häufig noch leichter, schwarze Schafe zu entdecken. In jeder öffentlichen Publikation (z.B. einer Webseite) muss ein Impressum vorhanden sein. Fehlt dies, oder ist es unvollständig, sollte das für Dich heißen: Finger weglassen! Zu einem vollständigen Impressum gehört der Firmenname mit Rechtsform und eine postalische Anschrift. Mindestens eine funktionierende E-Mail-Adresse oder Telefonnummer muss ebenfalls vorhanden sein.
Schau Dir die Adresse genau an, und bilde ein gesundes Misstrauen heraus, wenn die Firma auf den Bermudas oder den Cayman-Inseln sitzt. Unternehmen, die sich in Steuerparadiese flüchten, haben üblicherweise etwas zu verbergen. Mit ein wenig Forschergeist kannst Du noch mehr herausfinden. Gib, um Dich zu schützen, die postalische Adresse in einem Verzeichnis ein – zum Beispiel ein Online-Telefonbuch. Sitzen auf der gleichen Adresse Dutzende Unternehmen, dann sind es Briefkastenfirmen. Auch hier gilt: Finger weg!
Wenn Du eine Bankverbindung angegeben findest, hältst Du wieder einen Hinweis in den Händen. Konten in exotischen Ländern, oder in Osteuropa, sind ein Warnsignal, insbesondere, wenn die angegebene Bank in einem anderen Land sitzt, als die Firmenadresse vorgibt. Doch Vorsicht: Fehlt die Bankverbindung ganz, und wird stattdessen versucht, Zahlungen über eine Krypto-Wallet durchzuführen, dann wisse: Es geht nicht mit rechten Dingen zu.
Übrigens gibt es auch Datenbanken, in denen Broker mit fadenscheinigen Geschäftsmethoden aufgelistet sind. Die Financial Conduct Authority aus Großbritannien betreibt ein solches Verzeichnis, das öffentlich ist, und von jedermann durchsucht werden kann. Vor jedem Namen, den Du hier findest, wird ausdrücklich gewarnt!
Bild: Der weltweite Datenverkehr bietet Scammern viele Möglichkeiten
Als letztes Merkmal kannst Du auch noch nach verpflichtenden Erklärungen suchen. Zum Beispiel gehört zu jedem Geschäft leicht auffindbare AGBs, und seit einigen Jahren auch eine Datenschutzerklärung. Diese müssen als eigenständiges Dokument downloadbar sein. Broker mit gutem Ruf machen hier kein Geheimnis daraus, und liefern häufig noch weitere Dokumente, wie Vertragsbedingungen oder eine Rechtsbelehrung. Fehlt dies, dann sei getrost – denn es gibt noch viele andere Broker, die Dein Vertrauen mehr verdienen. Doch diesem einen solltest Du lieber die kalte Schulter zeigen.
Bei raffiniert aufgezogenen Scams wird dafür gesorgt, dass Deine ersten Trades erfolgreich verlaufen. Scammer, die solchen Aufwand betreiben, haben oft dafür gesorgt, dass keines der hier im Text erwähnten Alarmsignale vorhanden ist, und alles auf den ersten Blick sauber aussieht. Dennoch ist ein Test immer sinnvoll durchzuführen: Versuche, Dir die Gewinne ausbezahlen zu lassen. Erscheint dies auffallend schwierig, oder wird gar eine Serverüberlastung (oder eine ähnlich fadenscheinige Begründung) angeführt, weshalb das augenblicklich nicht möglich sein soll, dann bist Du möglicherweise auf ein schwarzes Schaf gestoßen.
Kurze Zeit später kann es geschehen, dass Dein Telefon klingelt, und sich ein sogenannter Berater bei Dir meldet. Call-Center im Ausland sind leider inzwischen der Standard, weshalb es wenig aussagt, wenn sich ein Russe oder Inder abmüht, ein paar deutsche Sätze hervorzubringen. Dennoch wirst Du wissen, dass Du ausgenommen werden sollst, wenn der ‚Berater‘ versucht, Dich davon zu überreden, Dein Geld nicht ausbezahlen zu lassen, sondern noch mehr Geld zu investieren.
Phantasie, Erfindungsreichtum und Kunstfertigkeit - die Methoden der Scammer - zielen leider immer darauf ab, Dir das Geld auf Nimmerwiedersehen aus der Tasche zu ziehen – und sie werden laufend raffinierter. Wir hoffen, dass dieser Ratgeber Dir die nötige Sensibilität verschafft, um nicht auf die Tricks der Betrüger hereinzufallen.
Carsten Reimann
An der Börse wird mit harten Bandagen gekämpft und mit Echt-Behalten gespielt. Wenn Du die Kraft nicht hast, dem standzuhalten, dann warte lieber noch.