von Jens Zacher
Kreditkarten sind nichts Neues mehr, und die Zeiten, in denen man an der Kasse eines Ladens eine Kreditkarte in die Luft hält, bevor man bezahlt – damit jeder sehen kann, dass man zur Finanzelite gehört – sind längst vorbei. Selbst mit einer Goldkarte lässt sich kaum noch jemand beeindrucken, und um auf die Platinkarte noch eins draufzusetzen, sind inzwischen die ersten schwarzen Karten herausgegeben worden – doch bald werden den Instituten die Farben ausgehen.
Bis es so weit ist, lernst Du hier, worauf es bei Kreditkarten wirklich ankommt, und wie Du sie ideal für Dich nutzen kannst.
Einfach ausgedrückt, ist eine Kreditkarte ein Vertrauensvorschuss einer Bank. Diese ermöglicht Dir, für Geld einzukaufen, das Du gar nicht besitzt, während die Bank sich darauf verlässt, es schon irgendwann wieder von Dir zurückzubekommen. Gleichzeitig ist sie eine Garantie für den Zahlungsempfänger, bei Dem Du gerade eingekauft hast, dass er auch wirklich bezahlt werden wird.
Dank des Umstands, dass Briten, Iren und US-Amerikaner unterschiedliche Begriffe verwenden, entsteht ab und zu Verwirrung. Deshalb wichtig: Es gibt zwei grundsätzliche Arten von Kreditkarten, plus einer dritten (der virtuellen).
Darüber hinaus gibt es Karten, die wie Kreditkarten aussehen, aber gar keine sind. Auch das ist wichtig. Sie werden „Debit Card“ oder „Charge Card“ genannt. Außerdem gibt es Prepaid-Karten. Da Du bei keiner dieser Karten wirklich Kredit bekommst, passt der Name nicht. Es gibt aber Händler, die Business ohne Kreditkarte ablehnen (bestes Beispiel: Autovermietungen), und deshalb geben Banken und andere Institute solche Zahlungsmittel heraus, bei denen der Kunde die gekauften Gegenstände immer sofort bezahlt, aber ansonsten die Vorteile von Kreditkarten genießt.
Ein Mann wünschte sich von einem Flaschengeist, dass alle Frauen ihn lieben und begehren sollten. Puff! -verwandelte dieser ihn in eine goldene Mastercard.
Der Wert einer Kreditkarte ist ihr Kreditrahmen. Je höher der ist, desto flexibler kannst Du sie verwenden. Früher war es so, dass eine goldene Kreditkarte mehr Geld ausspuckte, als eine silberne oder graue, doch dies ist heute irrelevant. Sobald das Kreditinstitut weiß, dass Du Deine Rechnungen pünktlich bezahlst, sind sie auch sehr flexibel, was den Rahmen betrifft. Manchmal übrigens vor allem dann, wenn Du nicht pünktlich bezahlst – aber dazu später mehr.
Gold- und Platinkarten sind heute vor allem ein Werbegag. Sie beinhalten zusätzliche Dienstleistungen wie Reisekrankenversicherungen oder ähnliches. Ansonsten bieten sie keine Vorteile. Häufig ist die jährliche Gebühr deutlich höher, als bei der silbernen Karte.
Hier sind wir beim interessantesten Thema angelangt, und vor allem bei dem Punkt, an welchem Du profitieren kannst - deshalb ist das besonders wichtig. Die unterschiedlichen Karten sind unterschiedlich finanziert. Die normale Karte bietet auf den ersten Blick einen guten Deal für den Kunden: Er kauft ein, zahlt mit Karte, und bekommt drei bis sechs Wochen später eine Rechnung, dann zahlt er das Geld zurück. Solche Karten kosten oft keine Jahresgebühr, und man fragt sich, wovon das Institut überhaupt lebt. Die in Deutschland üblichen Kreditkarten sind mit dem Girokonto verknüpft, dort wird die Rechnung automatisch und in voller Höhe abgebucht. Auch da fragt man sich, wer eigentlich etwas daran verdient.
Bild: Geld sparen heißt mehr Geld haben
Hier hat sich die Welt schon vor Jahrzehnten gespalten. Und genau das kannst Du ausnutzen. Deutschland hat eine Sonderrolle, so wie Österreich auch. Für den Kreditkartengeber gibt es kein direktes Einkommen, wenn er keine Jahresgebühr verlangt (normale silberne oder graue Karten kosten meist nichts). Dafür müssen die Händler eine Gebühr für die Bezahlung mit Kreditkarte entrichten. Diese ist nicht einheitlich und ändert sich häufig, aber sie bewegt sich immer so zwischen 0,5 und 3 Prozent.
Bei den sonst auf der Welt üblichen Kreditkarten ist es etwas komplizierter. Dort läuft das Geschäftsmodell folgendermaßen ab: Kunde kauft mit der Karte ein, bekommt nach fünf (oder drei oder sechs) Wochen eine Rechnung über die inzwischen angelaufenen Geldbeträge. Die kann er sofort und vollständig bezahlen, dann hat er tatsächlich für die Dauer ein Zinsloses Darlehen bekommen, und die Kreditkarten-Company hat nichts dabei verdient. Er kann aber auch nur einen Teil der Rechnung bezahlen. Für den Betrag, der ‚stehenbleibt‘ muss er allerdings Zinsen bezahlen, und die haben sich gewaschen.
Die Kreditkartenfirmen verdienen nur an diesen Strafzinsen. Der Verbraucher merkt davon erst einmal nichts. Für den sieht das so aus: Er hat beispielsweise für 500 Dollar eingekauft, auf der Rechnung steht, dass er 500 Dollar bezahlen muss, mindestens aber 80. Ist er gerade knapp bei Kasse, denkt er sich: gut, zahlt er mal nur die 80 – und geht weiter munter einkaufen. Was er nicht merkt (obwohl er es beim Vertragsabschluss unterschrieben hat): für die 420 Dollar, die er noch nicht bezahlt hat, werden jetzt Zinsen berechnet, und zwar zwischen 15 und 20 Prozent aufs Jahr gesehen.
Mal angenommen, er kauft genauso ein, wie zuvor, dann stehen auf der nächsten Rechnung 920 Dollar, die er bezahlen kann – aber nicht muss – mindestens aber 150 Dollar. Und es stehen noch die Zinsen für den Überhangbetrag aus dem Vormonat darauf, rund 6-7 Dollar. Wer vorher schon die 500 Dollar nicht in der Tasche hatte, hat 920 meist auch nicht, und so verschiebt er das Problem nochmal um einen Monat. Im nächsten Monat geht es ihm etwas besser. Er bekommt eine Rechnung über 1300 Dollar, und bezahlt davon 1000 Dollar zurück. Bald wird er einen Brief bekommen: „Herzlichen Glückwunsch, wir haben Ihren Kreditrahmen um 2000 Dollar erweitert!“.
Nach den Berechnungen des Kreditkartengebers ist der Kunde kein völliger Pleitekandidat, also darf man ihm ruhig ein paar Tausend Dollar mehr an Kreditrahmen einräumen, das ist wichtig für dessen Profite. Und früher oder später wird er auch genau dort ankommen – dann sitzt er mitten in der Kreditschuldenfalle.
Hierzulande hört man wenig davon, doch in USA ist es keine Seltenheit, dass die Kreditkartenkunden sich in ihrer Not eine Karte eines anderen Herausgebers geben lassen, um damit die Zinsen aus der oder den früheren Karten zu bezahlen.
Die Karte mit der Zinsfalle ist für jeden ideal, der pünktlich und vollständig seine Rechnungen bezahlt. Wenn Du das tust, dann hast Du dem System schon ein Schnippchen geschlagen. Die Kreditkartenfirma wird nicht glücklich sein, aber Du hast für alles, was Du ausgibst, ein zinsloses Zahlungsziel von einigen Wochen. Doch es wird noch besser: Kreditkartengeber werben oft mit gebührenfreien Bargeldabhebungen vom Bankautomaten. Dies ist zwar tatsächlich gebührenfrei, kostet aber vom Ausgabetag an Zinsen. Doch auch das kannst Du umgehen: Bezahle einfach mehr, als auf der monatlichen Rechnung steht. Wenn Du Guthaben auf der Karte hast, werden beim Geldabheben am Automaten keine Zinsen fällig. Das heißt: kostenloses Bargeld, auch im Ausland. Einziger Pferdefuß ist, dass die Institute das allmählich verstanden haben, und Überzahlung der Rechnung verbieten.
Bild: Auch bei Kreditkarten - immer genau aufs Kleingedruckte schauen!
Wenn Du viel im Ausland unterwegs bist, dann ist die typisch deutsche Kartenart ideal, denn Du genießt damit die Freiheiten einer Kreditkarte, ohne Gefahr, in die Zinsfalle zu tappen. Dein heimischer Kartengeber guckt allerdings in die Röhre, weil er an ausländischen Händlern nichts verdient – dort gibt es nämlich keine Gebühren für Zahlung mit Kreditkarte. Das muss man halt wissen...
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Und noch etwas: lies auch noch den Artikel von Carsten zum Thema - der hat noch einiges an Insiderwissen zu bieten!
Jens Zacher
Der Carsten hat in seinem Artikel von mir abgeschrieben - und nicht umgekehrt!